Join Us – Bilde dich mit!

 

Join Us – Bilde dich mit!

Gemeinschaft, Toleranz und Engagement (er)leben. Bildung, Empowerment und Selbstwirksamkeit erfahren. Mitmachen und selbst gestalten. Eigene Ideen verwirklichen. Chancen entdecken. Über den Tellerrand schauen. Und eine ganze Menge Spaß: Das alles bietet „Join Us – Bilde dich mit!“.

Join Us ist ein Bildungs- und Beteiligungsprojekt von und mit Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren, das sich in zwei Projektphasen gliedert: In der ersten Phase werden 15 Jugendliche mit Migrationshintergrund und/oder Fluchterfahrung zu MultiplikatorInnen ausgebildet. In der zweiten Projektphase agieren sie selbst als ausgebildete MultiplikatorInnen und erarbeiten Bildungs- und Freizeitangebote für und mit anderen Jugendlichen. Damit hat der VNB (Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V.) in Kooperation mit der migrantischen Selbstorganisation gEMiDe e.V. (gesellschaftliches Engagement von Migrantinnen, Migranten und Deutschen) ein partizipatives und jugendgerechtes Format entwickelt, das sowohl Integration als auch gesellschaftliches Engagement und politische Partizipation fördert.

In der vom BAMF geförderten, dreijährigen Projektlaufzeit (08/2017 – 07/2020) befindet sich Join Us derzeit genau im Übergang zwischen der ersten und zweiten Projektphase. Erst kürzlich haben 15 Jugendliche die MultiplikatorInnen-Ausbildung erfolgreich beendet. Viele von ihnen kommen aus türkischen Familien, die in der zweiten Generation in Hannover leben. Andere sind erst vor wenigen Jahren aus dem Iran, Irak und Syrien nach Deutschland gekommen. Die Ausbildung bestand aus mehreren Workshops, die teils vom Projektträger selbst und teils von Dritten angeboten wurden und fand ihren Abschluss in einer einwöchigen JuLeiCa -Ausbildung.

Wie kann man sich die Ausbildung der MultiplikatorInnen genau vorstellen? Im Auftaktworkshop standen zunächst das persönliche Kennenlernen, Team-Building und die Stärkung des Gruppenzusammenhalts im Vordergrund. Weiter beschäftigten sich die Jugendlichen mit Selbst- und Fremdwahrnehmung, den eigenen Stärken und Interessen und erarbeiteten bereits erste Ideen für Veranstaltungen und Aktivitäten, die sie selbst in der zweiten Projektphase anbieten möchten. Für das dafür notwendige Know-How sorgte vor allem die JuLeiCa-Ausbildung mit Einheiten zu Veranstaltungsmanagement, Methodenvermittlung (Gesprächsführung, Diskussionsleitung), Grundlagen der Jugendarbeit, Rollen und Verantwortlichkeiten einer Jugendleitung, der Initiierung und Begleitung eines guten Projektes und dem Umgang mit Problemkonstellationen in Gruppen.

Neben vielen Workshops nimmt die Jugendgruppe regelmäßig an Veranstaltungen teil, wie etwa an Speed-Datings mit PolitikerInnen (aktuell z.B. im Zusammenhang mit der Europawahl), Diskussionsabenden (z.B. zu Wirtschaft und Menschenrechten) und 14-tägliche Themenabende, die im Interesse der Jugendlichen vielfältig gestaltet werden. So ist aktuell ein Filmabend geplant, bei dem eine Reportage zur Seenotrettung gezeigt wird. Gelegentlich werden zu diesen Veranstaltungen auch externe Gäste eingeladen – in diesem Fall ein/eine Engagierte/r der Seebrücke, um den Film nachzubereiten. In der Vergangenheit hat es beispielsweise einen Graffiti-Workshop und einen Theater-Workshop gegeben. Auch werden Veranstaltungen angeboten, die nicht rein politischer Natur sind (z.B. Grillabende).

Die gemeinsamen Aktivitäten und Veranstaltungsbesuche dienen dabei zum einen dem gemeinschaftlichen Erleben und der gesellschaftlichen Partizipation, aber auch dazu, den Jugendlichen einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. So erklärt Erik Springer, Pädagogischer Mitarbeiter im Projekt, dass es „vor allem auch darum geht, den Jugendlichen zu zeigen, was es in deren Umfeld eigentlich für Perspektiven gibt, sich zu engagieren. Wenn wir zum Beispiel einen sozialen Stadtrundgang mit der Straßenzeitung „Asphalt“ machen, können sie sich gemeinsam mit uns das Berufsfeld Soziale Arbeit erschließen oder erfahren, dass sie sich bei der Tafel engagieren können. Sie lernen ganz praktisch: Wo kann ich eigentlich in meinem persönlichen Umfeld wirken und werken?“

Worum wird es in der zweiten Projekthälfte gehen? Ziel dieser Workshops und Veranstaltungsbesuche ist es, die Jugendlichen zu befähigen, in der zweiten Projekthälfte eigene Projekte für und mit jungen Geflüchteten zu erarbeiten. Daher starteten die ausgebildeten MultiplikatorInnen kürzlich mit der Planungsphase der Peer-to-Peer-Veranstaltungen und verständigten sich zunächst in Kleingruppen, worum es dabei thematisch gehen soll, welches Format sie anbieten und welche Zielgruppe sie erreichen möchten. Zum einen werden sich die Jugendlichen mit Rap beschäftigen und einen Workshoptag mit einer Textwerkstatt und ggf. der Produktion eines eigenen Songs anbieten. Während eine weitere Gruppe ein Treffen mit einem ehemaligen Gang-Mitglied oder einem Aussteiger aus der extremistischen Szene plant, interessieren sich Andere für die Themen soziale Ungleichheit und Obdachlosigkeit, sodass sie gemeinnützige Hilfsorganisationen, wie die Tafel, besuchen möchten.

Durch diese Peer-to-Peer-Veranstaltungen werden nicht nur Möglichkeiten der Begegnung geschaffen, welche Geflüchteten die Integration erleichtern, sondern es wird auch ein dezidierter Austausch über gesellschaftspolitische Themen auf Augenhöhe ermöglicht. Die ausgebildeten MultiplikatorInnen erhalten zugleich einen Rahmen, persönliche Potentiale zu identifizieren, Selbstkompetenzen zu stärken und Selbstwirksamkeit zu erleben. Sie üben sich in Verantwortungsübernahme und Partizipation, entwickeln oder stärken ein politisches Bewusstsein sowie demokratische Handlungskompetenz und beteiligen sich aktiv an der politischen Jugendbildung.

Erfolg auf ganzer Linie. Das dreiköpfige Join Us-Team bewertet den bisherigen Projektverlauf als vollen Erfolg. Als einen Grund dafür vermuten sie, dass sie versuchen, sich bei der Programmplanung stets an den Interessen, Wünschen und Ideen der engagierten Jugendlichen zu orientieren. So ist es als außerschulisches Bildungsprojekt Ziel und zugleich Herausforderung, bei den Teilnehmenden ein Eigeninteresse zu entwickeln und das Angebot so attraktiv zu gestalten, dass die Jugendlichen wirklich Lust haben teilzunehmen. Dies erreicht das Join Us-Team, indem es eine offene Gesprächskultur pflegt und immer wieder mit den Teilnehmenden ins Gespräch geht, um Interessen abzuklopfen und sich – sowohl thematisch als auch terminlich – abzustimmen. Dies kann auch bedeuten Ideen zu verwerfen, die man zwar selbst für interessant hält, die bei den Jugendlichen aber auf weniger Interesse stoßen.

Obwohl Join Us aus einer recht konstanten Kerngruppe von 15 Jugendlichen besteht, die die Ausbildung bereits abgeschlossen haben, freuen sie sich jederzeit über weitere Interessierte. Wer sich engagieren und eigene Kompetenzen einbringen möchte oder aber auch nur bei einer einmaligen Veranstaltung mitwirken möchte, ist jederzeit herzlich willkommen. 

 

Die Laufzeit dieses Projekts ist inzwischen ausgelaufen.

 

Kontakt:

Franziska Wolters, VNB e.V., franziska.wolters@vnb.de (Projektleitung)

Erik Springer, VNB e.V., erik.springer@vnb.de (Pädagogische Begleitung)

Akin Ekinci, gEMiDe e.V., akin.ekinci@gemide.org (Pädagogische Begleitung)

Für weitere Informationen über Join Us besuchen Sie gerne die Projekt-Website. Über die beteiligten Organisationen VNB und gEMiDe e.V. finden Sie Join Us auch auf Facebook.