Dokumentation Digitale Resettlement-Fachtagung 2021

Resettlement – ein Instrument des Flüchtlingsschutzes und der Solidarität

Foto: © UNHCR/Gordon Welters


Das Programm der Veranstaltung ist hier abrufbar.


05. Mai 2021 10:00 – 12:30 Uhr: Auftaktveranstaltung: Resettlement und HAP 2021: Aktuelle Zahlen, Herausforderungen und ein politischer Ausblick

Plenumsteil:

Präsentation Karin Patock (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge)

Präsentation Dr. Roland Bank (UNHCR Deutschland)

Workshop 1: Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Integration von Resettlement-Flüchtlingen

In Workshop 1 erläuterte Natalie Welfens (University of Amsterdam) zunächst den aktuellen Forschungsstand zur Ankunft und Integration von Personen, die über Resettlement und andere humanitäre Aufnahmeprogramme einreisen. Der Fokus der Forschung lag lange Zeit auf den klassischen Resettlement-Staaten USA, Kanada und Australien. Aber auch in Europa und Deutschland gebe es mittlerweile Studien dazu. Insbesondere der Bedarf nach vertiefender und vergleichender Forschung zu den Aufnahmestrukturen ist dennoch nach wie vor groß.

Im Anschluss präsentatiere Rawad Zyadeh, der 2014 selbst über Resettlement nach Deutschland kam, die Forschungsergebnisse seiner Masterarbeit an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er befragte im Rahmen seiner Studie 20 Personen (7 RST, 13 HAP). Ziel war ein Vergleich eigener Erfahrungen als Resettlement-Flüchtlinge mit Erfahrungen anderer Personen, die über die Programme eingereist sind. Herr Zyadeh erläuterte die Ergebnisse seiner Befragung zu den Themen Vorstellung des Lebens in Deutschland, Vorintegrationsmaßnahmen im Ausland, Erwerb der deutschen Sprache, Kontakt mit Ausländerbehörden und Aufenthaltstitel sowie berufliche Orientierung. Aus den Ergebnissen entwickelte er Handlungsempfehlungen. U.a. empfiehlt er für eine intensivere Auseinandersetzung mit Erwartungen die Einführung von Mentoring-Programmen und die Ausweitung der IOM-Vorbereitungskurse. Weiterhin sollte bei der beruflichen Integration deutlich stärker auf die mitgebrachten Qualifikationen der Geflüchteten geachtet werden. Auch ein stärkerer Einbezug von ehemals über die Programme eingereisten Personen in die Ausgestaltung der Programme wird für sinnvoll erachtet.

Präsentation Rawad Zyadeh (Syrische Gemeinde in Schleswig-Holstein e.V.) und Natalie Welfens (University of Amsterdam)

Workshop 2: Die Verteilung von Flüchtlingen nach Ankunft: Sind Kriterien und Praxis angemessen?

In Workshop 2 wurde die Frage nach der Verteilung von Geflüchteten diskutiert. Welche Kriterien gibt es? Wie werden sie angewendet? Was sollte berücksichtigt werden? Im Rahmen zweier Inputs haben eine Person, die über HAP eingereist ist, und zwei Wissenschaftler*innen der Universität Hildesheim ihre Perspektiven eingebracht.

Zunächst hat dabei Frau Solange von ihren eigenen Erfahrungen berichtet. Sie ist im Oktober 2020 aus Griechenland aufgenommen worden und wurde nach einem zweiwöchigen Aufenthalt in Friedland gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter nach Bremen verteilt. Die anderen französischsprachigen Personen aus dem gleichen Flug jedoch wurden nach Hamburg verteilt. Frau Solange schilderte, welche Auswirkungen dies für sie hatte. Sie stellte heraus, wie wichtig ausführliche Informationen und Transparenz im Verteilprozess sind. Insgesamt betonte sie, dass die Geflüchteten selbst immer wieder mit einbezogen werden sollten.

Anschließend berichteten Frau Dr. Gluns und Herr Maas von der Universität in Hildesheim von einem neuen Projekt:

Zum 01.05.2021 startet an der Universität Hildesheim in Kooperation mit der Universität Erlangen-Nürnberg sowie vier Bundesländern (Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz) das Projekt „Match’In – Pilotprojekt zur Verteilung von Schutzsuchenden mit Hilfe eines algorithmengestützten Matching-Verfahrens“. Das Projekt verfolgt das Ziel, gemeinsam mit Bundesländern, aufnehmenden Kommunen und Vertreter*innen von Geflüchteten (z. B. Selbstorganisationen oder Unterstützergruppen) die Verteilung von Schutzsuchenden zu verbessern. Mithilfe eines Algorithmus‘ sollen die Voraussetzungen und Bedürfnisse der Schutzsuchenden sowie die vorhandenen Strukturen und Ressourcen der Kommunen in eine stärkere Übereinstimmung gebracht werden („Matching“). So sollen langfristig das Potenzial von Migration für kommunale Entwicklung besser genutzt, Integration und Teilhabe verbessert und Sekundärmigration verringert werden.

Die Teilnehmenden haben zum Abschluss in einer Abstimmung die für sie wichtigsten Kriterien für eine Verteilentscheidung genannt.

Workshop 3: Frauenrechte und Gewaltschutz für eingereiste Frauen

Präsentation Falak Al Gazzi (über Resettlement eingereist)

Präsentation Anna Hardy (IOM Regionalbüro Brüssel) und Talar Khatchikian (IOM Libanon)

Präsentation Franka Wirth (Frauenzentrum im GDL Friedland)

Workshop 4: Resettlement für LGBTIQ

Workshop 4 beschäftigte sich mit Resettlement von LGBTIQ-Personen. Hierzu präsentierte Babiche Routledge (UNHCR Niederlande) zunächst einen Bericht und die Erkenntnisse aus den Niederlanden zur Integration von LGBTIQ-Personen, die über Resettlement eingereist sind. Im Anschluss daran bot Bella Stevens (Organization for Refuge, Migration & Asylum, ORAM) einen Einblick in ihre Arbeit und Erfahrung im Einsatz für LGBTIQ-Personen, die vor Verfolgung und Gewalt auf der Flucht sind.

Die Präsentationen und der Austausch im Workshop zeigten auf, dass diese Personengruppe sowohl im Erstaufnahmestaat als auch im und nach dem Resettlement Prozess mit besonderen Herausforderungen konfrontiert ist. Die Erkenntnisse aus den Niederlanden zeigten u.a. die Wichtigkeit von gezielten und adäquaten Informationen zum Aufnahmekontext für LGBTIQ-Personen vor der Ausreise, sowie die Notwendigkeit eines verbesserten Informationsaustausches zwischen beteiligten Akteuren, um besondere Bedarfe decken zu können. Beide Rednerinnen sprachen die Empfehlung aus, LGBTIQ-Personen bei der Aufnahme in größeren Städten bzw. in deren Nähe unterzubringen, und Möglichkeiten zur Interaktion mit der Aufnahmegesellschaft und LGBTIQ-Communities zu unterstützen. Zudem sprach sich ORAM u.a. für die Schaffung von sicheren Räumen für LGBTIQ-Personen und Sensibilisierungstrainings aus und appellierte für mehr Aufnahmeplätze sowie die Erarbeitung einer gesamtheitlichen Strategie zur Integration dieser Personengruppe.

Präsentation Babiche Routledge (UNHCR Niederlande)

Präsentation Bella Stevens (Organization for Refuge, Migration & Asylum ORAM)


06. Mai 2021 16:00 – 18:00 Uhr: Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl: Resettlement – ein zusätzliches humanitäres Schutzinstrument oder Feigenblatt der Politik?

Präsentation „Sichere Zugangswege: Zwischen individuellem Schutz und Migrationssteuerung – Eine rechtliche Einordnung“ Pauline Endres de Oliveira, Justus-Liebig-Universität Gießen


11. Mai 2021 15:00 – 17:00 Uhr: Online-Seminar: Geteilte Verantwortung durch staatlich-zivilgesellschaftliche Aufnahmen von Schutzbedürftigen – NesT ein Leuchtturmprojekt?

Präsentation Dr. Doris Dickel (Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Steuerungsgruppe Pilotprogramm NesT) und Katharina Mayr (Zivilgesellschaftliche Kontaktstelle (ZKS) im Pilotprogramm NesT)

Präsentation Ottmar Bongers (Mentor im Pilotprogramm NesT)

Präsentation Sabine Kaldorf (Flüchtlingshilfe Bonn)

Präsentation Maria Bitterwolf und Dr. Florian Tissot (Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge)

Präsentation Monika Kruesmann (Reset UK)


Bei Fragen zur Veranstaltungsdokumentation wenden Sie sich gerne an:

Katharina Mayr, Deutscher Caritasverband e.V. Karlstraße 40, 79104 Freiburg Telefon 0761 200-476 KatharinaNicola.Mayr@caritas.de

Nicole Schmale, Caritasstelle Friedland Heimkehrerstraße 11, 37133 Friedland Telefon 05504-9499658 schmale@caritasfriedland.de

Rebecca Einhoff, UNHCR Deutschland Zimmerstr. 79/80, 10117 Berlin Telefon 030 202 202 0 einhoff@unhcr.org

Katharina Stamm, Diakonie Deutschland Caroline-Michaelis-Str. 1 10115 Berlin Telefon 030 652111639 katharina.stamm@diakonie.de